Das Verkehrsproblem

Auf Grund ihrer Form und Lage, sowie auf Grund des steigenden Mobilitätsverhaltens in der modernen Gesellschaft, nehmen die Verkehrsprobleme der Stadt Luzern zu.
Bei der Verkehrsplanung wurde den engen Platzverhältnissen in den letzten Jahrzehntenleider keine Rechnung getragen.

Es wurden kurzfristige, punktuelle Lösungen umgesetzt. Wir brauchen aber Visionen für die Zukunft einer sich weiterentwickelnden Stadt.
Positive Entwicklungen finden zum Teil erst in letzter Zeit statt: mit Luzern Plus, den Gesamtplanungen Luzern Süd und Luzern Nord. Fachleute aus Raumplanung, Verkehrsplanung und Stadtentwicklung sind sich heute einig: Der motorisierte Individualverkehr ist nicht mehr in gehabtem Ausmass in die Städte zu leiten; es braucht Zugangsregelungen oder die Möglichkeit, diesen abzufangen und mittels der zahlreichen möglichen Formen des öffentlichen Verkehrs in die Städte zu leiten.

Das Projekt des Parkhauses Musegg widerspricht allen verkehrstechnischen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte:

Problemverschiebung:

Es verschiebt ein Verkehrsproblem von einem Ort in der Innenstadt an einen andern Ort der Innenstadt: vom Schwanenplatz zur Geissmattbrücke.

Ein weiteres Parkhaus in der Stadt:

Es wird in der Stadt ein neues Parkhaus gebaut, mithin eines der grössten der Stadt. Parkhäuser ziehen Verkehr an, da sie benutzt werden sollten, ansonsten wären sie ja sinnlos. Wie das Webportal zur Belegung der Parkhäuser aufzeigt, sind diese in der ganzen Stadt nicht ausgelastet. Schauen Sie selbst: www.pls-luzern.ch

Mehrverkehr und mehr Parkplätze:

Nebst der Verlagerung des Verkehrs in ein Wohngebiet entsteht auch ein Mehrverkehr, nicht nur für die betroffenen Wohnquartiere, sondern generell, denn:
Geplant sind (Stand Herbst 2015): ca. 36 Carparkplätze und ca. 628 PW-Parkplätze.
In Luzern besteht die gesetzliche Regelung dass neue Parkplätze nur realisiert werden können, wenn andere abgebaut werden, das heisst: Es sind keine zusätzlichen, neuen Parkplätze in der Stadt erlaubt. Nun werden 628 neue Parkplätze geplant, also müssten gleich viele in der Stadt abgebaut werden.
Das macht planerisch keinen Sinn und ist politisch nicht durchsetzbar.

Abbau von Parkplätzen:

Es macht keinen Sinn, bestehende Parkplätze in der Stadt abzubauen, denn Gewerbe, Kundinnen und Kunden, Bewohnerinnen und Bewohner brauchen die Möglichkeit einer Zufahrt zum Ein- und Ausladen. Das Parkhaus Musegg ist dafür nicht gedacht. Städtische Parkplätze aufzuheben, bedeutet, auf diese Einnahmen zu verzichten: Bei 600 Parkplätzen wären dies ca.1‘140’000 Franken weniger Einnahmen für die Stadt pro Jahr.

Das Carproblem:

Die Idee des Parkhauses Musegg basiert vor allem auf der Carsituation am Schwanenplatz. Nun wird ein riesen Aufwand betrieben, um dann für ca. 36 Cars im Berg Platz zu schaffen. Die höchste Tagesfrequenz am Schwanenplatz war im Jahr 2013: 342 Carbewegungen (hin und zurück), das entspricht 171 Cars. Mit dieser Zahl scheinen auch die Projektverantwortlichen gerechnet zu haben, denn wenn man von einem 2-stündigen Aufenthalt ausgeht und dies während einer 10-stündigen Geschäftsöffnungszeit, ergibt dies folgende Rechnung: 171 Cars x 2 Std. / 10 Std.= 34 Cars

Aber:

Der Andrang der Cars ist zeitlich unberechenbar. Was wenn 60 Cars zur selben Zeit eine Parkingmöglichkeit suchen? Sie stauen sich auf der Geissmattbrücke, vielleicht bis zum Kasernenplatz oder sie drehen ihre Runden durch die Quartiere der Stadt.

Und:

Gemäss einer Studie zum Carverkehr sind die Prognosen aber dahingehend, dass im Jahr 2018 bereits 60% mehr Carverkehr vorhanden sei. Das wären dann bereits 273 Cars und doppelt soviele Carbewegungen. Das Parkhaus soll ca. 2022 fertig sein, wie viele Cars fallen dann auf die 36 geplanten Parkplätze?

Und weiter:

Der vielgepriesene direkte Autobahnanschluss bei der Geissmattbrücke ist ein Halbanschluss in nur nördliche Richtung, sowohl bei der Einfahrt in die Stadt kommen sie dort von Norden als auch bei der Abfahrt. Es geht nur Richtung Norden. Etwa die Hälfte der Cartouren kommen entweder aus dem Süden (Interlaken, Venedig, Rom) und reisen wieder in den Süden (47% Zufahrten, 41% Wegfahrten) oder sie kommen von Norden (z.B. Paris, Zufahrt von Norden 37%, Wegfahrten 45%). Auf alternativen Routen reisen ca. 14%. Das heisst mindestens jeder zweite Car kommt und muss durch die Obergrundstrasse zum Vollanschluss Luzern-Süd, hin und zurück, und somit durch die Stadt.

Und noch weiter:

Die Touristen wollen auch in ihre Hotels gefahren werden und zu Sehenswürdigkeiten wie dem Löwendenkmal. Also auch hier weiteren Verkehr durch die Stadt. Die Schlaufe zum Parkhaus Musegg wäre also nur eine Verkehrsbewegung mehr durch die Stadt.

Unser Fazit zum Carproblem:

Das Carproblem wird nicht gelöst, sondern in der Stadt herumgereicht und verschleppt. Das Parkhaus Musegg zielt lediglich auf eine vermeintliche Optimierung der privaten Verkaufssituation am Grendel.

Vielleicht könnte der Tourismus Luzern ihre Kommunikationsstrategie vermehrt auf Touristen setzen, die in unserer schönen und vielleicht verkehrsberuhigteren Stadt länger als nur zwei Stunden verweilen möchten? Auch dies ist einen Gedanken wert.