Auswirkungen auf die Quartiere und die Stadt nach der Fertigstellung

Verkehrs- und Raumplanung

Die schlimmsten Auswirkungen würden sich in der städtischen Verkehrs- und Raumplanung zeigen. Das Projekt des Parkhauses Musegg ist ein Projekt, welches an einem strapazierten, heiklen Verkehrsknotenpunkt noch mehr Verkehr bringen würde. Kasernenplatz und Geissmattbrücke sind bereits in den Stosszeiten überlastet. Bereits einmal hat man hier einen Fehler in der Verkehrsführung begangen, indem die Autobahn direkt auf den Kasernenplatz geführt wurde. Mittlerweile würden amtliche Planer solche Fehler wahrscheinlich (oder hoffentlich) kaum mehr begehen. Private Investoren aber scheinbar schon, denn sie verfolgen andere Interessen. Sie sind nicht für eine weitsichtige Planung für eine Gemeinschaft verantwortlich und müssen nicht an das Wohl dieser Gemeinschaft denken, sondern an ihre eigene Rendite. Die Volksmotion wollte bewirken, dass die zuständigen Behörden ihre Verantwortung wahrnehmen sollten. Die städtische Verkehrsplanung gehört nicht in die Hände privater Investoren. Nun werden die Bewohner der Stadt Luzern die Hoheit über die städtische Verkehrspolitik an der Urne zurückerobern müssen.

Wir sind auch davon überzeugt, dass dieses Projekt dem Mobilitätsreglement widerspricht.

Aus dem Mobilitätsreglement, durch die Stimmbürger Luzerns 2010 angenommen:
«Das kommunale Verkehrsnetz wird so entwickelt und betrieben, dass Durchgangsverkehr vermieden und Wohnquartiere vom Verkehr entlastet werden.»

Und aus dem Bericht des Stadtrats an den Grossen Stadtrat, vom 14.März 2014:

«…Mit der Förderung des öffentlichen Verkehrs sowie des Fuss- und Veloverkehrs setzt der Stadtrat auch den Willen der Luzerner Stimmbevölkerung um. Diese hat am 26. September 2010 dem Reglement für eine nachhaltige städtische Mobilität zugestimmt. Dieses Reglement verpflichtet den Stadtrat, dafür zu sorgen, dass der aus der Siedlungsentwicklung entstehende Mehrverkehr umweltfreundlich mit dem öffentlichen Verkehr, dem Fuss- und dem Veloverkehr bewältigt wird und dass der motorisierte Individualverkehr nicht über das Ausmass von 2010 ansteigt…»

Das Parkhaus Musegg bringt mehr Autos auf die Strassen, es ist deshalb nicht mit dem Mobilitätsreglement vereinbar. Im November 2015 wurde das Mobilitätsreglement von 2010 nochmals hoch bestätigt (mit gegen 70%). Ein zusätzliches Parkhaus inmitten der Stadt hat nichts mit der Förderung des öffentlichen Verkehrs zu tun.

Bauten oberhalb

Im Herbst 2015 wurde durch die Bauherrschaft in der Medienmitteilung vom 1.12.2015 kommuniziert:»Die baulichen Eingriffe konzentrieren sich auf das Portal in der Geissmatt sowie die Fussgängerzugänge zur Altstadt und Museggstrasse. Dank der Möglichkeit, die bestehende Schutzkaverne aus den 1940er Jahren unter dem Schirmerturm für Frischluftzufuhr, Zugang sowie Fluchtweg zu nutzen, sind keine weiteren Bauten nördlich der Museggmauer nötig.»


Unser Kommentar dazu:
Ein so riesiges Parkhaus mit nur einer Frischluftzufuhr, einem Fluchtweg, einem Zugang … könnte nie bewilligt werden. Es gibt Vorschriften über Fluchtwege und es gibt physikalische Gesetzmässigkeiten, beides kann nicht ausser Acht gelassen werden: Es bräuchte mehrere solcher Bauten an der Oberfläche.


Die könnten in etwa so aussehen:

Frischluftzufuhr, Abluft und Ein-und Ausstieg in Kombination. Es wird mehrere solche Bauten_in dieser Grössenordnung_in der heutigen Noch-Grünzone geben müssen.

Portal

Bildquelle: www.museggparking.ch und Bildergänzung: Jonas Raeber, Luzern

Wie unter «Auswirkungen … während der Bauarbeiten» erwähnt: auch das Portal dürfte etwas grösser werden …

Keine Lösung für das Gewerbe

Als es darum ging, die Altstadt autofrei zu machen, schrie das Gewerbe auf, sie würden so keine Geschäfte mehr machen können und sie müssten aus der Altstadt ausziehen. Es wurde befürchtet, die Leute würden mit ihren Autos in die grossen Einkaufszentren fahren. Doch das Gegenteil war der Fall.

Mit einem Lösungskonzept, welches beschränkte Zufahrten für Lieferanten und Kunden ermöglicht, wurde die Altstadt autofrei und dadurch attraktiver für den Einkaufsbummel. Der Umsatz stieg.

Nun ist dieselbe Sorge wieder da, diesmal anhand der Mall of Switzerland in Ebikon.
Das Konzept der Mall lässt aufhorchen «… diese soll nicht einfach ein Einkaufszentrum sein, sondern zu einer eigenen Freizeitdestination werden. Die Besucher sollen sich fühlen, als würden sie durch ein pulsierendes Stadtzentrum flanieren …» NLZ, vom 23.1.2016

Da wird also versucht, etwas herzustellen, was die Altstadt Luzern von sich aus mit sich bringt. Und davor haben sie in der Altstadt Angst? Und auch deshalb soll ein Parkhaus, das zu weit weg ist, den «direkten» Zugang zur Altstadt ermöglichen? Je nach gefundenem Parkplatz im Parkhaus kann der Fussweg bis in die Altstadt weiter sein als von den bestehenden Parkhäusern und Parkplätzen in der Stadt. Das Parkhaus Musegg dürfte auch keine Gratisparkplätze anbieten, aus wirtschaftlichen und Gründen der Gesetzeslage. Die grossen alten Einkaufszentren können und dürfen dies aber. In der Ebikoner Mall wird wohl dafür geschaut werden, dass die Parkplätze günstig bleiben.
Das Parkhaus Musegg ist definitiv nicht dazu geeignet, die Altstadt attraktiver zu machen!
Es kann auch kein Ersatz sein für möglicherweise ab 2035 wegfallende Parkplätze unter dem Bahnhof, da es schlicht zu weit weg liegt.

Was würde helfen?
Gerne zitieren wir hier Heinz Bossert, Präsident des Luzerner Detailistenverbandes, ebenfalls aus der NLZ vom 23.1.2016: «… Wir müssen eine Vision entwerfen … es braucht ein eigentliches Standortmarketing …»
Die Luzerner Altstadt hat einen Standortvorteil, den kein anderer Ort bieten kann, dies gilt es nur besser zu vermitteln.
Die Visionen werden u.a. auch dahin gehen müssen, dass sie den Branchenmix ermöglichen. Damit nicht die ganze Altstadt zu einem homogenen Uhren- und Schmuckgeschäft für Besserbetuchte wird, sondern ein Freizeit-, Erholungs-, Genuss-, Kultur- und Einkaufserlebnis für alle Bevölkerungsschichten und Budgetklassen werden kann.
Herr Bossert möchte diese sinnvollen Schritte übrigens durch den ALI-Fond finanzieren, der gemäss dem Artikel der NLZ aus Parkeinnahmen gespeist wird: Also, lieber kein privates, teures Museggparkhaus, für das Parkplätze in der Stadt aufgelöst werden müssten, wodurch ca. 400’000 Franken weniger Einnahmen entstehen, die dann auch nicht in den ALI-Fond fliessen können und somit für die Attraktivierung der Altstadt auch nicht zur Verfügung stehen würden.

Keine Lösung für die Carsituation

Das Parkhaus wird nicht so viel Platz für Cars schaffen können, dass dies irgendeinen Sinn machen könnte.
Denn damit es rentabel sein könnte, braucht es die parkierenden PWs. Also müssen die Plätze für die Cars beschränkt bleiben. Der Carterminal bietet da auch keine Lösung, denn so fahren die Cars eh gleich wieder raus und wieder durch die Stadt. (Was die, die parkieren können, allerdings dann später auch wieder tun werden). Das Parkhaus Musegg führt dazu, dass die Cars eher noch weitere Runden durch die Stadt ziehen als jetzt schon.